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Industrie wandert ab – Produktion flieht Deutschland

Zwei von drei Industriebetrieben prüfen Standortwechsel – steigende Kosten und Unsicherheit setzen Unternehmen massiv unter Druck.
27. November 2025 durch
Redaktion

Die deutsche Industrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel: Eine aktuelle Unternehmensbefragung verschiedener Wirtschaftsverbände zeigt, dass der überwiegende Teil der Industriefirmen darüber nachdenkt, Teile ihrer Produktion ins Ausland zu verlagern. Rund zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben an, entsprechende Pläne zu prüfen oder bereits umzusetzen. Schon heute produziert ein beachtlicher Anteil nicht mehr vollständig in Deutschland, sondern verteilt seine Wertschöpfung auf internationale Standorte.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Viele Unternehmen kämpfen mit hohen Energiepreisen, langen Genehmigungsverfahren, steigender Steuer- und Abgabenlast sowie politischer Unsicherheit. Gleichzeitig werben andere Staaten weltweit mit finanziellen Anreizen, niedrigeren Standortkosten und schnelleren Verfahren – eine Kombination, die deutsche Betriebe strategisch neu denken lässt.

Besonders europäische Nachbarländer rücken in den Fokus, weil dort häufig niedrigere Lohnkosten, pragmatischere Regulierung und schnellere Behördenentscheidungen locken. Auch die USA gewinnen zunehmend an Bedeutung, da dort Industrieansiedlungen politisch stark gefördert werden und Unternehmen direkten Zugang zu einem riesigen Absatzmarkt haben.

Asiatische Standorte bleiben trotz geopolitischer Risiken ebenfalls attraktiv – vor allem wegen eingespielter Lieferketten, niedrigerer Lohnkosten und wachsender Konsumentenmärkte.

Das frühere Grundversprechen des Wirtschaftsstandorts – Stabilität, Planungssicherheit und konkurrenzfähige Kosten – erodiert. Das betrifft besonders energieintensive Branchen wie Chemie, Metallverarbeitung oder Glas sowie Maschinenbau und Automobilzulieferer.

Neue Investitionen werden in Deutschland zunehmend restriktiv geprüft. Viele Betriebe sehen sich gezwungen, internationale Alternativen zu bewerten, um wettbewerbsfähig zu bleiben und langfristige Risiken zu minimieren.

Die Entscheidung fällt dabei nicht zwischen Deutschland oder Ausland – viele Unternehmen verfolgen inzwischen eine hybride Strategie: Wertschöpfung wird verteilt, Fertigungsschritte werden global optimiert, Abhängigkeiten reduziert. Teilweise holen Firmen sogar Produktionen zurück nach Europa, um Lieferketten widerstandsfähiger zu machen.

Auswirkung auf deutsche Unternehmen


Diese Entwicklung betrifft die gesamte Wirtschaft: Wenn Produktion abwandert, schwächt das die Wertschöpfung im Inland, dämpft Investitionen und reduziert das Auftragsvolumen für Zulieferer und Dienstleister. Unternehmen müssen sich auf veränderte Lieferketten, neue Wettbewerbslagen und geringere regionale Nachfrage einstellen.

Handlungsempfehlungen


  1. Wettbewerbsfähigkeit im eigenen Betrieb transparent messen: Einfache interne Benchmarks einführen: Kosten je Produkt/Dienstleistung, Prozessdurchlaufzeiten, Energieverbrauch, Ausfallzeiten. Diese Kennzahlen monatlich sichtbar machen und daraus konkrete Optimierungen ableiten.
  2. Risikostreuung in der Lieferkette aktiv ausbauen: Für kritische Materialien und Dienstleistungen mindestens zwei alternative Anbieter identifizieren und in die Einkaufsstrategie integrieren. Parallel dazu Notfallpläne definieren, falls ein Lieferant kurzfristig ausfällt.
  3. Automatisierungspotenziale prüfen — auch in kleinen Bereichen: Nicht nur große Industrieprozesse automatisieren: Schon kleine Tools wie digitale Freigabeworkflows, KI-gestützte Text-/Datenarbeit oder automatisierte Bestellprozesse reduzieren Abhängigkeiten und steigern Effizienz.

Bildquelle¹: KI-generiert mit ChatGPT (OpenAI)

Bildquelle¹


Redaktion 27. November 2025
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